Freitag, 7. Mai 2021

[ #FreeBook ] Herbert Marcuse - Repressive Toleranz


[Free eText] Zitat:   "... Wenn Toleranz in erster Linie dem Schutz und der Erhaltung einer repressiven Gesellschaft dient, wenn sie dazu herhält, die Opposition zu neutralisieren und die Menschen gegen andere und bessere Lebensformen immun zu machen, dann ist Toleranz pervertiert worden. ..."

Essay. In seinem 1965 erschienenen Essay zur Repressiven Toleranz, den Studenten der Brandeis University zugeeignet, formuliert Marcuse Gedanken, die großen Einfluss auf die Studentenbewegung in den USA und in Europa hatten. Mit seinen Hauptwerken "Triebstruktur und Gesellschaft" (1955),  "Der eindimensionale Mensch" (1964)  und "Autorität und Familie" (1933) gehört der Essay  "Repressiven Toleranz" (1965) zu seinen wichtigsten Beiträgen zur Kritischen Theorie. Eine These Herbert Marcuses war, dass im Spätkapitalismus die technischen Voraussetzungen für eine Welt ohne Hunger und harter Arbeit, in der alle Menschen in Wohlstand, Glück und Frieden leben, gegeben sind, dass die technischen Errungenschaften jedoch in eine Macht der Destruktion, Herrschaft, Kontrolle und Manipulation umschlagen, die positive Veränderungen verhindert. Es entstehen zugleich Befreiungs- und Unterdrückungspotenziale. Während Marcuses Gedanken vom Sozialistischen deutschen Studentenbund aufgriffen werden und damit das Streben nach einer besseren neuen Gesellschaftsordnung begründen, werfen Kritiker Marcuse vor, dass er den Gedanken des politischen Pluralismus zugunsten einer Parteilichkeit verwirft. Insbesondere kritisiert wird Marcuses Forderung, dass Intoleranz auch gegenüber dem Denken, der Meinung und dem Wort geübt werden solle (Intoleranz vor allem gegenüber den Konservativen und der politischen Rechten).


Kritische Theorie. So wird die Philosophie der Frankfurter Schule genannt, das ist eine sozialphilosophische Richtung, die von Max Horkheimer und Theodor Wiesengrund Adorno begründet wurde. Sie ist aus dem Institut für Sozialforschung in Frankfurt a. M. hervorgegangen und wurde nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 in die USA verlegt. Die Vertreter dieser Schule versuchten die politische Ökonomie von Marx mit der Psychoanalyse von Freud zu einer kritischen Theorie über die kapitalistische Gesellschaft zu verbinden.

Biografie. Herbert Marcuse, geboren 1898 in Berlin, war ein Philosoph der "Frankfurter Schule". 1933 emigrierte er und lebte ab 1934 in den USA, wo er zeitweise an dem von Max Horkheimer geleiteten Institut für Sozialforschung mitarbeitete. Marcuse lehrte an der Havard University und an der University of California. In seinen theoretischen Schriften verband er die Hegelsche Dialektik mit marxistischer Philosophie, einer dialektischen Geschichtstheorie und z.T. der Trieblehre Freuds. Sein Aufruf zur radikalen Oppposition gegen die bestehende Ordnung ließ ihn in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre zum geistigen Führer der studentischen Linken werden. Marcuse starb 1979 in Starnberg.

Am 19. Juli 1898 wird Marcuse in Berlin als erster Sohn eines wohlhabenden jüdischen Textilfabrikanten geboren.
1916 Infolge der Kriegsereignisse legt Marcuse das Notabitur ab und wird zum Reichsdienst eingezogen.
1917-18 Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD).
1919-23 Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Berlin und Freiburg/Breisgau. Promotion in Freiburg mit der Dissertation: Der deutsche Künstlerroman.
1923-29 Buchhandels- und Verlagstätigkeit in Berlin.
1929 Rückkehr nach Freiburg, um bei E. Husserl und M. Heidegger weiterzustudieren.
1932 wird Marcuse durch Vermittlung Husserls Mitarbeiter im Genfer Büro des Instituts für Sozialforschung, nachdem ein Habilitationsversuch bei Heidegger gescheitert ist.
1934 Emigration in die USA, Mitarbeit beim ebenfalls nach New York übersiedelten Institut für Sozialforschung bis 1942.
1942-50 Abteilungsleiter im Office of Strategic Services in Washington, der US-Spionageabwehrbehörde, später Leiter der Europaabteilung.
1950-52 Lektor in Soziologie und Senior Fellow am Russian Institute der Columbia University in New York.
1952-54 Senior Fellow am Russian Research Center der Harvard University in Cambridge Mass.
1954 Professur an der Brandeis-University in Waltham Mass. für Politikwissenschaften.
1964 Berufung auf den Lehrstuhl für Sozialphilosophie an der University of California in San Diego.
1965 Honorarprofessor an der Freien Universtät Berlin.
Am 29. Juli 1979 stirbt Marcuse während eines Deutschlandbesuches in Starnberg.


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